Wolfsgrube

Die gut erhaltene Wolfsgrube erzählt von Zeiten, in denen der Wolf in den Wäldern um Stühlingen präsent war. Um ihn zu fangen, wurde die Falle mit Reisig abgedeckt. Am Boden platzierten die Jäger einen Köder. So angelockt stürzte der Wolf in die Grube, aus der er sich nicht mehr befreien konnte. Der Tod war ihm sicher.

In Gustav Häuslers Chronik „Stühlingen. Vergangenheit und Gegenwart“ steht zu lesen: „Der Wolf kam hier früher häufig vor und war sehr gefürchtet. Immer wieder wurden spezielle Jagden auf ihn angesetzt. Stühlingen zahlte für jeden erlegten Wolf ein Schussgeld. 1695 bis 1699 treten viele Ausgabeposten als Schussgelder auf. 1764 ist der letzte Wolf in unserer Gegend geschossen worden. Man rückte dem Räuber nicht nur mit der Waffe zu Leibe. Man fing ihn auch in der Wolfsgrube im Schinderwald, einer runden, tiefen, mit Steinen ausgeschlagenen Grube, die heute noch zu sehen ist, wahrscheinlich aber auch in den ›Wolfsgräben‹ an der Gemarkungsgrenze gegen Eberfingen und im Gewann ›Wolfsgalgen‹.“

 

1) Waldlehrpfad Elmar Zimmermann

In den sechziger Jahren errichtete Elmar Zimmermann gemeinsam mit wenigen Helfern entlang des Hauptweges einen Waldlehrpfad. Zahlreiche Texttafeln, die Walter Berg geschnitzt hatte, informierten den interessierten Spaziergänger über die Natur am Wegesrand. Nur noch wenige Relikte erzählen von dieser lehrreichen Einrichtung und auch sie wären dringend renovierungsbedürftig.

Unter anderem beschrieb Elmar Zimmermann die Wolfsgrube: „Vor 400 – 500 Jahren gab es in dieser Gegend noch nachweislich Wölfe und Bären, die dazu beitrugen, das natürliche Gleichgewicht in Bezug auf die verschiedenen Wildarten zu regulieren. Mittels solcher Gruben bemächtigte man sich dieser gefährlichen Tiere.“

(Text: Jutta Binner-Schwarz / Quelle: Elmar Zimmermann, Tafel an der Wolfsgrube)

 

2) Artikel Badische Zeitung, Friedbert Zapf, 10. Juni 2016

https://www.badische-zeitung.de/stuehlingen/wolf-einst-verfolgt-jetzt-willkommen--122...

Wolf: Einst verfolgt, jetzt willkommen

Nach 150 Jahren wandert der Wolf wieder in Baden-Württemberg ein / Wolfsgruben erinnern noch an die einst grausame Verfolgung.

STÜHLINGEN UND UMLAND. "Wir begrüßen den Wolf in Baden-Württemberg!" Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) zeigte sich am 18. Mai in einer Pressemitteilung erfreut über den Zuwanderer. Es ist bereits der dritte Wolf, der innerhalb eines Jahres im Land aufgetaucht ist. Zwei aus der Ostschweiz stammende Tiere wurden überfahren aufgefunden, der dritte Wolf nunmehr lebt – und er wurde mehrmals auf der nahen Baar gesichtet.

Beobachtungen gab es zwischen Donaueschingen und Geisingen, vor allem im Bereich des Fürstlich Fürstenbergischen Unterhölzer Waldes. Auch der Naturschutzbund (Nabu) zeigte sich erfreut über den Nachweis "des ersten lebendigen Wolfes im Südwesten seit 150 Jahren". Schon um 1750 nämlich waren die bodenständigen Wolfsrudel ausgerottet. Bei den Wölfen, die später erlegt wurden – teilweise noch im 19. Jahrhundert –, handelte es sich bereits um zugewanderte Einzeltiere.

Der Wolf, der jetzt freudig begrüßt wird, hatte einst einen ausgesprochen schlechten Leumund. 1758 wird er in einem Lexikon als "gar sehr gefräßig, grausam, arglistig und der gefährlichste Feind der wilden und zahmsten Thiere" geschildert. Er sei "das schädlichste Geschöpf Gottes, welches die Menschen angreiffet, zerreiset und frisset". Er wurde verfolgt, gehetzt, erschlagen, vergiftet und in Teller-Eisen zerquetscht. Und man fing ihn auch in Fallgruben.

Flurnamen geben zuhauf Hinweise auf solche längst verschwundenen Wolfsgruben. Im Stühlinger Wald aber ist eine veritable Wolfsgrube über Jahrhunderte erhalten geblieben. Sie befindet sich im Schinderwald im Gewann Vordere Bücken, direkt am Schinderwaldrundweg. Die Wolfsgrube gleicht einem runden Brunnenschacht und besitzt ein Trockenmauerwerk aus Muschelkalkgestein. Die perfekt erhaltene Fallgrube, die der Schwarzwaldverein Stühlingen einmal ausgeräumt und saniert hat, misst 2,30 m im Durchmesser und ist knapp drei Meter tief.

Zum Wolffangen wurde die Grube verblendet, vermutlich leicht mit Reisig abgedeckt. Über der Wolfsgrube an einem Pfahl oder Galgen hing der Köder, nicht selten eine jämmerlich schreiende Ziege. Die Grube war mit einem niedrigen Zaun umgeben, den der Wolf überspringen musste, um an den Köder zu gelangen. Dabei durchbrach er die dünne Abdeckung und stürzte in die Grube. Dort wurde er am nächsten Morgen totgeschlagen, meist gesteinigt.

Die Stühlinger Wolfsgrube dürfte fast die einzige im Landkreis Waldshut sein. Sie stellt ein einzigartiges kultur- und jagdgeschichtliches Denkmal dar. Erst auf Gemarkung Lenzkirch befindet sich im Fürstlich Fürstenbergischen Wald "Saatfeld" eine weitere, vollständig erhaltene Wolfsgrube.

Hermann Sattler hat 1971 die fürstenbergischen Akten nach Wolfshinweisen durchsucht. So wurden 1565 im Donaueschinger Raum zahlreiche Schafe, Hunde und Rotwild als gerissen gemeldet. Interessant auch das Tagebuch eines Fürstlichen Jagdbeamten, der vermutlich das Revier Unterhölzer betreute: 1583: Ein Rottier vom Wolf gerissen, zwei Bauern erschlagen einen Wolf mit Äxten im Aasener Wald. 1586: Fünf Wölfe gefangen, einer davon im Unterhölzer und einer in der Länge.

1628/42, etwa zu der Zeit, als die Landgrafschaft Stühlingen an die Fürstenberger fiel, ist im Stühlinger Raum von "Bedrohung und Schäden durch Wölfe" die Rede. Häusler fand in den Stühlinger Gemeinderechnungen von 1695, dass einige Begginger und Schleitheimer Einwohner 72 Kreuzer für den Abschuss von drei Wölfen erhielten. 1696 wurde "den allhiesigen Jägern vor einen Wolf zu schießen" ein Gulden ausbezahlt. Im gleichen Jahr zahlte die Gemeinde Schussgeld für vier weitere Wölfe. In der Zeit 1697/98 kamen noch einmal vier Wölfe zur Strecke. Laut Hermann Sattler wurden im Jahr 1738 im Gebiet der fürstenbergischen Standesherrschaft, einschließlich der Landgrafschaft Stühlingen, noch 45 Stück Wild als vom Wolf getötet gemeldet.

Um 1750 reißen dann die Meldungen ab. Ein einzelner Wolf sei noch 1764 in Stühlingen erlegt worden. 

Auf Stühlinger Gemarkung ist eine der ganz wenigen Wolfsgruben erhalten geblieben. Für den hineingestürzten Wolf gab es kein Entrinnen. Er wurde am Ende meist gesteinigt. Foto: Friedbert Zapf