Schürgarten


Neues Gartenbeet für trocken-heiße Sommer vorbereitet

Im Herbst 2023 wurde von Antonia Kramer-Diem ein neues Gartenbeet mit hitze-toleranten Stauden angelegt. Dieser Gartenteil war noch ziemlich mit Giersch durchsetzt, weshalb Antonia zuvor alles was dort wuchs ausgraben und die Erde akribisch nach Giersch-Wurzeln durchsuchen musste. Die weiteren dort noch stehenden Pflanzen wurden zum Teil umgesetzt oder auch verschenkt.

Vor der Neupflanzung hat Antonia den Boden mit Sand und Splitt abgemagert. In diesem neuen „Zukunftsbeet“ soll zu sehen sein, was wächst, ohne dass man es in heißen Sommern gießen muss. Das letzte Bild zeigt Susanne Schudel beim Heckenschneiden im Herbst.


Heckenschneiden im Schürgarten, Mai 2022

 

Leider wächst der Buchs-Ersatz Lonicera nitida viel schneller als der echte Buchs und muss mindestens dreimal im Jahr geschnitten werden. Das geht ziemlich ins Kreuz. Unsere beiden jungen Besucherinnen wunderten sich, warum man diese schweißtreibende Arbeit überhaupt macht. Sie fanden man könne die Hecken doch einfach wachsen lassen. 



Wenn jemand von uns im Garten beschäftigt ist, kann jeder gerne kommen und durchlaufen. Für Gruppen sind Führungen möglich (Antonia Kramer-Diem, Tel. 07744 6907).

Personen, die sich für den Garten interessieren und bei der Pflege mithelfen wollen (egal wie oft), sind jederzeit willkommen.


Der Garten im September mit Imker Paul, der immer wieder mal nach seinen Bienen schaut. Mäuse verkosteten die Kartoffeln und befanden sie offensichtlich als wohlschmeckend.

„Und mannigfache Freud wird dem Gärtner zum Geschenk“

Seit dem 1. Februar 2000 zählt der Schwarzwaldverein zu den Gartenbesitzern. An diesem Tag wurde der Kauf des bisherigen altkatholischen Pfarrgartens besiegelt. Darüber freute sich auch Hermann Büche, der Erika Scheuch diese Möglichkeit unterbreitet hatte. Der historische Bürgergarten am Fuße des Schlossbergs kostete zunächst 6000,- DM und danach jede Menge Schweißtropfen. Ausschlaggebend für das Projekt war seine Lage gegenüber der Schür am Stadtgraben. 

Zunächst hatte der Garten den Speiseplan manch eines „armen Dorfschulmeisterleins“, das im Schulhaus in der Herrengasse lehrte, bereichert. Dafür musste es sich verpflichten, diesen auf eigene Kosten „in den Hägen zuhalten und vier arme Kinder umsonst im Lesen und Schreiben zu unterrichten.“ 

Im Grundbuch wird  das Flurstück 229 als  „vierzig Ruten Krautgarten vor dem Städtchen“ beschrieben. Dort ist auch nachzulesen, dass es aus dem Nachlass von Gregor Rösler stammte, der 1844 verstarb. Seine Nachfahrin Sophia Würth, geborene Rösler vermachte das Grundstück später einer katholischen Einrichtung in Bonn. Diese konnte offensichtlich wenig damit anfangen und  schenkte es deshalb der altkatholischen Pfarrgemeinde Stühlingen. 

Den in Stühlingen ansässigen altkatholischen Pfarrern war der Garten nicht nur Gemüselieferant, sondern auch Rückzugsort. So wird berichtet, dass die Frau von Pfarrer Reinelt den Garten liebevoll pflegte und er selbst im Rondell wandelnd, sein Brevier zu lesen pflegte. Als das Pfarrhaus später vermietet wurde, gehörte der Garten dazu. Je nach Bedarf wurde er mehr oder weniger intensiv genutzt. Zuletzt verwilderte er. 

So war es nun am Schwarzwaldverein, das brach liegende Gelände nach und nach wieder in ein Schmuckstück zu verwandeln. Zunächst musste das Gelände enthurstet werden, dann konnte die Umgestaltung beginnen. Dem ursprünglichen Gartenplan von Anja Hinck-Neumann folgte der endgültige Entwurf des Schaffhauser Gartenarchitekten Emil Wiesli. 

Dessen Umsetzung ermöglichten Gelder der Stoll-VITA-Stiftung und der Stiftung des Hauptvereins des SWV sowie Eigenmittel. Sämtliche Ideen konnten letztendlich aber nur durch die mehreren tausend ehrenamtlichen Arbeitsstunden von Erika und Herbert Scheuch und ihrem Helferteam verwirklicht werden. So gelang es, die Stützmauer zu sanieren, den alten Pavillon zu erhalten, den Gartenzaun zu ersetzen und natürlich den Garten selbst anzulegen und zu bepflanzen. Die gut einsehbare Anlage bietet nach der Umgestaltung einen optischen Höhepunkt für das „Städtle“. Durch die ökologische Bewirtschaftung und  die große Vielfalt an teilweise seltenen, alten Pflanzenarten entstand auch für viele Tierarten ein wichtiges Biotop. Selbst in den Mauerritzen darf es wachsen und blühen. Schmetterlinge, Käfer und andere Kleinlebewesen finden reichlich Futter und Lebensraum. Die Berücksichtigung des guten Nebeneinanders von Mischkulturen sorgt für beste Erträge. Den notwendigen Dünger gewinnt der SWV hauptsächlich über den eigenen Komposthaufen sowie zum Teil über Flächenkompostierung von gehäckseltem Abraummaterial. Hornmehl oder Algenkalk werden zugekauft. Des Weiteren bemüht er sich, alte Gemüsesorten vor dem Vergessen zu bewahren. So wuchsen in einem Sommer uralte Bohnensorten und seltene Variationen von Rahnen in den Beeten. Spargelerbsen leuchteten mit ihren roten Blüten und viele verschiedene alte Kartoffelsorten wurden über die Jahre schon getestet. Grünspargel aus dem Schürgarten wird seit Jahren fleißig geerntet. 2018 wucherten auch „rote Murmeln“, eine alte Wildtomatensorte, durch die Gemüsebeete. Den Samen dafür bekam Antonia Kramer-Diem auf einer der von ihr seit Jahren organisierten Gartenfahrten geschenkt. 

Zusätzlich finden sich viele duftende Kräuter und typische Bauerngartenblumen. Ein Lieblingsbereich von Erika Scheuch ist das nach dem „Gartengedicht“ des Reichenauer Mönches Wahlafrid Strabo bepflanzte Areal beim Gartenhaus.  Dieses aus der Zeit zwischen 830 und 840 stammende Werk beschreibt detailliert die „Kraft der Kräuter“. Außerdem lockt der SWV mit Gartenführungen, Besichtigungen, gedruckten Informationsmaterialien und Pflanzenbeschriftungen sowie Kursangeboten Menschen in den Garten. Ihnen will er zeigen, dass Gartenarbeit eine sinnvolle und befriedigende, körperliche Betätigung ist, die, zusätzlich zu den optischen Genüssen, mit gesundem Gemüse und Früchten belohnt wird. Besonders freuen würde er sich, wenn er Besucherinnen und Besucher zu eigener Gartenarbeit verführen könnte, denn aufgelassene, verwilderte oder sterile Gärten gibt es genug. 

2005 wurden die guten Gärtnerinnen und Gärtner des Schwarzwaldvereins für ihre Mühen speziell belohnt. Für ihre weitreichende Arbeit im Schürgarten erhielten sie einen ersten Preis beim Umweltschutzwettbewerb des Landkreises. Landrat Dr. Bernhard Wütz überreichte der damaligen Vereinspräsidentin Erika Scheuch und ihrem Gartenteam die mit 800 Euro dotierte Anerkennung. Die Jury beschrieb den Schürgarten „sowohl als Anschauungsstück für alte Gartenkultur wie auch als Beispiel für ökologisch wertvolle Gartengestaltung“.  Wütz lobte den SWV Stühlingen, dessen Wirken bereits zum neunten Mal ausgezeichnet wurde, als vorbildlich und nachhaltig. 

Der Schürgarten lockt seit 2003 als „Oase der Ruhe“ im Trubel des Städtlefestes. Im Rahmen spezieller „Gartentage“ oder bei den Ausstellungen wird er ebenfalls geöffnet. 2012 wuchsen hier anlässlich von „750 Jahre Stadt Stühlingen“ die einst von den lokalen Handwerkern genutzten Pflanzen wie zum Beispiel Färberwaid und Färberwau.  Außerdem huldigte das Gartenteam dem großen Jubiläum mit Blumenbeeten in den Stadtfarben Weiß und Blau. 

Viele Besucher beschert das jährliche Gartenwochenende. Da gab es schon Kräuter- und Rosentage, 2010 wurde „10 Jahre Schürgarten“ begangen und 2011 hieß es „Herbstfreuden“. Als wir 125 Jahre Schwarzwaldverein Stühlingen  feierten (2013) organisierte Antonia Kramer-Diem „Hereinspaziert – Stühlinger Gärten für Sie geöffnet!“ Dafür war es ihr gelungen, etliche Gartenbesitzer davon überzeugen, interessierte Gäste in ihren Gärten zu empfangen. Auch 2015 machten diese ihre Gartentüren wieder auf für schöne Begegnungen. 2014 gab es offene Gartentage mit Pflanzenflohmarkt Ende Mai. 2016 fanden diese im September statt, gleichzeitig mit einer Kunstausstellung in der Schür. Der holländische Künster Cees van Rutten zeigte „40 Jahre Stühlingen - Skulpturen und Objekte“. 2017 war der Garten schon an Ostern geöffnet, natürlich mit Pflanzenflohmarkt. Dazu gab es auch ein Osterquiz für Kinder. Seit vielen Jahren sind unsere Gartentermine auch in der Liste der „Aktion Offene Gartentür am Hochrhein“ zu finden. Viele nette Begegnungen ergeben sich im Garten, aber auch bei den verschiedensten  Workshops. Seien es Floristikkurse mit Sedum, gebundene Kränze oder Dekosachen, immer wieder entsteht Schönes für die Teilnehmerinnen. 

Kleine Ausstellungen, Vorträge, Exkursionen und Work-Shops runden das Angebot ab. Nicht vergessen darf man die kulinarisch-literarischen Abende, die sich ebenfalls großer Beliebtheit erfreuen. Dabei las Theo Diem die passenden Texte und das Küchenteam um Else Jänicke kochte ein köstliches Menü dazu.

„Gartenpavillon in der Schwebe“ hieß es am 14.3.2001. Was am Potsdamer Platz in Berlin spektakulär mit dem Hotel „Esplanade“ vorgemacht wurde, schafften nun sieben starke Männer in Stühlingen mit reiner Körperkraft. Sie versetzten zwar keine Berge, bewegten aber immerhin das altehrwürdige Gartenhaus auf dem Grundstück gegenüber der Schür am Stadtgraben um mehrere Meter. Damit das gute Stück dabei nicht aus den Fugen geraten konnte, schnürten es geschickte Hände zuvor in ein sicheres Schutzkorsett.

Der Kraftakt war notwendig geworden, um die notwendig gewordene Sanierung der Stützmauer fachgerecht durchführen zu können. Alteingesessene Stühlinger behaupten, dass der Pavillon bereits im letzten Jahrhundert anlässlich eines Besuches des Großherzogs gebaut worden sei. Ob dies seine Richtigkeit hat, ist nicht bewiesen. Gleichwohl wurde das schmucke Häuschen längst zum attraktiven Blickpunkt des Schürgartens. Für seine Erhaltung arbeiteten bereits mehrere fleißige Handwerker. Und passend zum Vereinsgeburtstag erhielt es auf ganz besonderen Wunsch von Erika einen Jubiläums-Anstrich.