Maiplatz

Hier erklingt seit vielen Jahren am 1. Mai um 7 Uhr morgens „Nur einmal blüht im Jahr der Mai“, gespielt von der Stadtmusik Stühlingen. Ihrem Ehrendirigenten Adolf Amann und einer jugendlichen Helferschar ist der Maiplatz zu verdanken. Gemeinsam verwandelten sie das Gelände in einen ungewöhnlichen Konzertort. Seit dem 1. Mai  1963 grüßte das Orchester von hier aus musikalisch die Einwohnerschaft.

Von 2000 bis 2003 blieb der Stadtmusik die Nutzung des Maiplatzes verwehrt. Sturm Lothar hatte ihn am 26.12.1999 durch entwurzelte Bäume unzugänglich gemacht. Es blieb nichts anderes übrig, als den Frühauftritt hinauf zum Umsetzer  zu verlegen. In der Walpurgisnacht 2004 sorgte die Fasnachtsgruppe „16 Zäche“  in einer spektakulären Aktion für Abhilfe. Bei Scheinwerferlicht machten die jungen Männer den „Maiplatz“ durch einen logistisch ausgeklügelten Kraftakt wieder nutzbar. Freude und Überraschung waren groß. Seit dem spielt die Stadtmusik am 1. Mai von 7 – 8 Uhr auf dem Original-Maiplatz, um im Anschluss oben beim Umsetzer ihre Servelas zu braten und den 2. Konzertteil zu bestreiten.

 

Maibummel im Schinderwald

Schon 1950 stand im Protokollbuch: „Am 1.5. unternahm die Stadtmusik ihren Maibummel in den Schinderwald. Nach einigen wohlgelungenen Musikstücken ging es hinunter zur Schraubenfabrik. Unserem zweiten Vorstand Heimburger brachten wir ein Ständchen. Nachdem die beiden Schnapsflaschen leer waren, ging es weiter zu Herrn Steinweg (Zwirnerei), den wir ebenfalls mit einem Ständchen beehrten.“ Ab 1957 und somit vor über sechzig Jahren konzertiert die Stadtmusik grundsätzlich im „Schinderwald“. Davon ließ man sich auch nicht durch schlechtes Wetter abhalten. Der Schriftführer vermerkte 1961 in diesem Zusammenhang: „Der übliche Maibummel im Schinderwald wurde trotz etwas unlustiger Witterung gemacht. Das Maikonzert wurde programmgemäß abgewickelt und die gebratenen Servelats schmeckten vorzüglich.“ Äußerst selten musste wie 1979 der Traditionstermin abgesagt werden. Damals wurde das Maispiel  „wegen wolkenbruchartigen Regens“ auf den 13. Mai verlegt. 2009 Jahr goss es ebenfalls wie aus Kübeln, aber die Stadtmusik schützte sich durch ein Partyzelt und erfreute pünktlich um 7 Uhr die Stühlinger. 

 

Der Maiplatz wird gerichtet

Adolf Amann, dem Ehrendirigenten der Stadtmusik und einer jugendlichen Helferschar ist der bis heute genutzte „Maiplatz“ im Schinderwald zu verdanken. Im der Chronik der Stadtmusik steht unter 1. Mai 1963: „Auf dem neu errichteten Platz im Schinderwald, welcher von den Jungmusikern unter Leitung unseres Dirigenten gebaut wurde, fand das Mai-Konzert statt. Es war wirklich eine Freude auf dem neu erstellten Platze zu musizieren und alle Besucher waren erstaunt, was hier geschaffen worden ist. Der Weg, der durch den Wald hinführt, war durch originell geschaffene Wegschilder gekennzeichnet. Besonderes Lob gebührt dem Dirigenten, der es selbst leitete und von ihm aus der Plan zu dessen Erstellung dieses Ausblickes gemacht wurde. Unseren Jungmusikanten, die sofort bereit waren zu helfen, unseren herzlichen Dank.“

 

 

Maiplatz und 16 Zäche

Ab 2000 blieb der Stadtmusik für mehrere Jahre das Konzert auf dem „Maiplatz“ verwehrt. Sturm Lothar hatte am 26.Dezember 1999 auch im Schinderwald ganze Arbeit geleistet und den „Maiplatz“ durch entwurzelte Bäume unzugänglich gemacht. Die Musikerinnen und Musiker zogen notgedrungen einen Stock höher hinauf zum „Umsetzer“. 

Dies blieb so, bis die „16 Zäche“ in der Walpurgisnacht 2004 in einer spektakulären Aktion die alte Infrastruktur wieder herstellten. Bei Scheinwerferlicht machten die jungen Männer den „Maiplatz“ durch einen logistisch ausgeklügelten Kraftakt wieder nutzbar. Als die Stadtmusik am 1. Mai im „Schinderwald“ ankam, fand sie einen Brief der Maigeister: „…die Zeit, in denen ihr eure Maigrüße vom Umsetzer aus schmettern musstet, ist vorbei. Der Maiplatz trägt seinen Namen wieder zu Recht. Er ist wieder bespielbar. Ihr braucht keine Angst mehr davor zu haben, euch beim Treppensteigen den Hals zu brechen oder über das Geländer hinab in die Wutach zu stürzen. Vielmehr wurde dafür gesorgt, dass Treppe, Handlauf und Geländer wieder in tadellosem Zustand sind. Störendes Gebüsch und Bäume, die den Ton und Blick nach Stühlingen verwehrt hatten, sind beseitigt. Wir laden euch ein, die Ersten zu sein, die den Blick ungestört über das noch schlafende Stühlingen schweifen lassen können!“

Freude und Überraschung waren groß. Seit dem spielt die Stadtmusik am 1. Mai von 7 Uhr – 8 Uhr auf dem wiederbelebten Original-Maiplatz, um im Anschluss oben beim Umsetzer ihre Servelats zu braten und dort den 2. Konzertteil zu bestreiten. Dies ist auch heuer wieder so geplant. Besucher sind natürlich herzlich willkommen.

Übrigens: Der „Umsetzer“ im Schinderwald ist in Stühlingen ein feststehender Begriff. Der Masten sorgte seit den sechziger Jahren gemeinsam mit vielen anderen „Füllsendern“ im Ländle dafür, dass auch in entlegenen Regionen das SWR-Radio- und Fernsehprogramm flächendeckend und störungsfrei empfangen werden konnte. Kabelfernsehen und Satellitenschüssel veränderten diese Notwendigkeit, nun ist er als Mobilfunksender aktiv. Seit 2011 wird der alte „Umsetzer“ von einem BOS-Funkmasten überragt. Spezialfirmen errichteten ihn im Rahmen des bundesweiten Aufbaus eines digitalen Funknetzes für „Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“.

(Texte: Jutta Binner-Schwarz / Quellen: Protokollbuch Stadtmusik Stühlingen / J. Binner-Schwarz, Da capo!  225 Jahre Stadtmusik Stühlingen)